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Katzenfotos: Zufall und Rekonstruktion

Das Internet ist eine der größten und wichtigsten Errungenschaften des letzten Jahrhunderts, vielleicht sogar Jahrtausends. Mit dem HTML-Format und der allerersten Webseite ( siehe hier ) hat Sir Tim Berners-Lee, damals Wissenschaftler in Genf, der Menschheit einen großen Dienst erwiesen. Denken wir an soziale Netzwerke, die Wikipedia, allgemein die Informationsgewalt des Internets. Das Internet vereinfacht unser Leben massiv, ob mit Google Maps, Youtube-Tutorials oder Nachrichtenportalen. Neben all diesen allgemeingültig wertvollen Seiten des Internets, haben wir, die Nutzer, in den vergangenen Jahren das Internet in eine Datenbank von Fake News, Schmuddelfilmen und Katzenfotos verwandelt - das hätte sich sicherlich nicht einmal Sir Tim vorstellen können. Fake News und Schmuddelfilme haben eher ein zweifelhaftes Ansehen. Katzenfotos im Internet erfreuen sich einer riesigen Fanbase. Zu der auch ich mich zähle. Die süßen kleinen Wesen, man würde sie gerne streicheln und knuddeln, o

Wir schreiben, Smartphones lernen

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Ich habe diesen Blogartikel komplett auf meinem Mobiltelefon geschrieben. Ich dachte, bei diesem Thema gehöre sich das so, es geht um Autovervollständigung beim Schreiben von Texten. Ehrlich sollte ich zugeben, dass ich recht eingeengt in der zweiten Klasse eines Zugs zwischen Zürich und München saß. Keine Chance hier den Laptop auszupacken. Fertig geschrieben habe ich dann später den Artikel auch auf dem Smartphone - aus Gründen der Konsistenz. Dann wurde es mir zu nervtötend und ich habe auf meinem Rechner weitergemacht. Beginnen wir mit der Autokorrektur. Die können Mobiltelefone und Computer schon seit Ewigkeiten. Wenn man einen Text schreibt, hat man sehr leicht mal einen Buchstabendreher oder einen Flüchtigkeitsfehler im Text. Manchmal werden diese vom Smartphone rot markiert, andere Male werden sie direkt durch das richtige Wort ersetzt. Wie funktioniert das Ganze? Das Gerät gleicht jedes Wort im Text mit einem Wörterbuch - das ist eine Datenbank - ab. Findet er ein Wort n

Instagram ist keine Dauerwerbesendung - tut aber so

Tagesthemen-Legende Ulrich Wickert verabschiedete sich  von der Mattscheibe am 31. August 2006. Dabei hat er sich dafür bedankt, dass die Zuschauer ihn 15 Jahre lang in ihrem Wohnzimmer empfangen, ertragen und vertraut haben. Empfangen meinte er sicherlich zweideutig. Natürlich empfängt man ihn, mittels Antenne, Satellitenschüssel oder Kabelverbindung. Aber man empfängt ihn auch, wie einen Gast, vor dem man auf dem Sofa sitzt. Außerdem wünschte er, dass sein Nachfolger Tom Buhrow, den Zuschauern ein "guter Freund" würde. Das fand ich komisch. Ein Nachrichtenjournalsprecher ist doch kein guter Freund. Dafür ist er viel zu weit weg. Gerne würde ich mich einmal mit Ulrich Wickert über die SPD unterhalten. Oder mit Karen Miosga über den Club der toten Dichter reden. Aber das passiert nicht - muss es auch nicht. Ganz anders fühlt sich das auf Youtube und Instagram an. Die Person, die in aufwendigen Videos oder kurzen Clips (sog. Stories) aus ihrem Leben erzählt, wirkt da v

Hat ein Schmetterling schon einmal einen Orkan ausgelöst?

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Wetter ist ein chaotisches System. Bei einem chaotischen System kann selbst eine sehr kleine äußere Einwirkung große Auswirkungen haben. Auf das Wetter bezogen wäre eine sehr kleine äußere Einwirkung der Flügelschlag des Schmetterlings und die große Auswirkung der Orkan. Das ist ein beliebtes Bild um "Chaos" zu beschreiben. In diesem Artikel möchte ich dem Chaos etwas theoretischer auf die Spur gehen - wie immer, mit vielen Beispielen. Und dann schließlich die Frage im Titel angehen; hat ein Schmetterling schon einmal einen Orkan ausgelöst? Abbildung 1: Ein sehr schöner Schmetterling. Ob er wohl schon einmal einen Orkan ausgelöst hat? (Bildrechte: (c) luise/pixelio.de) Wenn wir über Chaos sprechen, dann geht es in aller Regel um sogenannte dynamische Systeme . Das ist im Grunde erst einmal nichts anderes, als ein System das einen gewissen Zeitverlauf darstellt, also das Verhalten eines Objektes über eine Zeitspanne hinweg. Zu jedem Zeitpunkt hat das dynamische Syste

Lass uns spielen, aber warum?

Sogenannte Let's play -Videos locken Millionen Jugendliche und junge Erwachsene zu Youtube. In den Videos sieht man andere Jugendliche und junge Erwachsene, die Videospiele "zocken" und sich dabei filmen - und damit extrem erfolgreich sind. Tatsächlich sind, wenn ich richtig gezählt habe, fünf der fünfundzwanzig meistabonnierten deutschen Youtuber, in erster Linie Let's-player . Das Portal Twitch.tv hat das Let's play auf Youtube in die Echtzeit verfrachtet. Seit dem Jahr 2011 kann man Leuten beim Videospiel zuschauen, während sie es spielen. Ein Konzept, das Amazon im Jahr 2014 für fast eine Milliarde Dollar abgekauft hat. "Jemanden beim Videospielen zuschauen?", das deutsche F euilleton ist überfordert, "was soll das?". Das erste Let's play , dass ich gesehen habe, war Teil des Computerspiels "FIFA 06". Der Fußballprofi Lukas Podolski war damals auf dem Cover der deutschen Ausgabe zu sehen. Teil des Bonusmaterials des Spiels

Quantenphysik in der Homöopathie?

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Kürzlich war ich zu Besuch bei meinem Bruder in Berlin. Ich nahm den ICE Sprinter vom Münchner Hauptbahnhof und saß neben einem Herrn mittleren Alters. Wir kamen ins Gespräch, er Chemiker und Diplom-Kaufmann, arbeitet in der Kosmetikbranche. Er hält den Pharmamarkt für zu stark reguliert und ist ein Verfechter der Homöopathie. Sie wirke zwar nicht bei ihm, aber bei vielen anderen Leuten, die er kenne. Ich argumentierte, dass nach wie vor wissenschaftliche Evidenz dafür fehlt, dass die Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus wirke. Evidenz bedeutet hier: klinische Studien und Replikationen dieser.  Eine Grundidee der Homöopathie ist die Folgende: Man solle Ähnliches mit Ähnlichem behandeln, nur sehr stark verdünnt. Der Erfinder Dr. Samuel Hahnemann (1755-1843) kam zu diesem Schluss, als er zu bemerken glaubte, dass man mit Chinarinde einerseits Malaria behandelt, dass Chinarinde aber auch ähnliche Symptome wie Malaria hervorzurufen schien (er täuschte sich darin allerdings grundlege

Regenschirme erzeugen Regen?

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Nein, tun sie nicht. Unmöglich wäre es jedoch nicht. Schließlich ist das Wetter ein chaotisches System - umgangssprachlich: Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Orkan auslösen. Aber darum soll es hier nicht gehen. Für die meisten Leser hier wird es aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus möglich sein einzusehen, dass Regenwetter die Anzahl der Regenschirme, die man auf den Bürgersteigen sieht, ansteigen lässt. Der Regen umgekehrt aber nicht entsteht, weil so viele Regenschirme aufgespannt sind. Ein etwas naiver und rein objektiver Beobachter der Situation könnte diesen Kausalzusammenhang unter Umständen übersehen. Er sieht nur, dass (Regen, Schirme), sowie (kein Regen, keine Schirme) als Kombinationen jeweils häufig auftreten. Für ihn ist überhaupt nicht klar, was nun durch was herbeigeführt wurde. Es könnte auch gar keinen Kausalzusammenhang geben. Es könnte ja beides - unabhängig - durch eine dritte Sache impliziert werden. Oder das Auftreten kann sogar rein zufällig