Palu.

Gerd Dudenhöfer spaltet das Saarland in zwei Teile. Ich halte ihn und seine Kunstfigur Heinz Becker für genial, andere halten ihn für furchtbar: Für die Art von Saarländer, die man nicht sein möchte. Ich glaube, Jochen Senf hat nie polarisiert. Er war Schauspieler, Autor, Dramaturg und insbesondere der Tatort-Kommissar Max Palu [paly]. Heute vor zwei Wochen ist er im Alter von 76 Jahren verstorben. 

Ich glaube, er - er Senf, genauso, wie er Palu - war die Art von Saarländer, die jeder Saarländer gerne wäre. Auf alle Fälle eher ein Franzose, als ein Pfälzer. Gourmet. Wein statt Wasser. Baguette statt Weizenmischbrot. Etwas renitent. Mit beiden Beinen fest auf dem Boden oder fest in den Pedalen seines Fahrrades. Und sich selbst nicht so furchtbar ernst nehmend. Senf behauptete selbst in einem Interview, dass er nur sich selbst spiele. Vielleicht war Palu deswegen so gut.

Am 1. Oktober 2005 kam der sechste Teil der Harry-Potter-Reihe in deutscher Sprache in den Handel. Der Hype war damals so groß, dass man ab 0:00 Uhr das Buch in diversen Buchhandlungen kaufen konnte. Ich war damals zwölf Jahre alt und ebenfalls dem Hype verfallen. Eine Saarbrücker Buchhandlung organisierte für den Abend vor 0:00 Uhr am 01.10.2005 eine Lesung. Jochen Senf las einige Kapitel des sechsten Harry-Potter-Bandes vor. Ich war dabei und fand es eher merkwürdig. 

Die Innenseite meiner Ausgabe von Harry Potter und der Halbblutprinz. Erschienen und erworben am 01.10.2005, sehr früh morgens.

Einige Jahre später habe ich diesen Abend zum Highlight meines Harry-Potter-Fandoms auserkoren. Vielleicht war es der Aufprall der zwei Welten, der den Abend für mich so einzigartig gemacht hat. Die Welt des Saarbrücker Schauspielers, der am liebsten sich selbst spielt, und die Zauberwelt von J.K. Rowling. Vielleicht eher eine Persiflage auf eine Lesung eines Schauspielers aus einem Harry-Potter-Buch, als eine Lesung eines Schauspielers aus einem Harry-Potter-Buch.

Wenn ich heute durch meine Harry-Potter-Sammlung blättere, bleibe ich hinter dem Buchdeckel von Band 6 hängen. Ich muss schmunzeln und bin stolz wie Oskar. Dort hatte er mir viel Spaß beim Lesen gewünscht. Den hatte und habe ich. Merci, Palu, et au revoir.

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